Kommen wir ins Gespräch
Andreas Salcher

Das Forum Humanismus Wilhering stellte am Dienstag, 21. November 2023, in seiner Impuls- und Talkveranstaltung die „Bildung der Zukunft“ in die Mittelpunkt. Und die beginnt jetzt – war Tenor des Bildungsexperten Andreas Salcher und der hochkarätigen anschließenden Talkrunde mit Gerfried Stocker, Direktor Ars Electronica Center, Iris Grieshofer, Geschäftsführerin von SPAR Regio Kaffee, Barbara Eidenberger, Leiterin Online/Digitales von den OÖNachrichten und Theresa, Schülerin in der 8. Klasse des Stiftsgymnasiums Wilhering.

Am

Podium

Andreas Salcher Bildungsexperte & Autor

©Foto: Lukas Beck

Iris Grieshofer Geschäftsführerin SPAR Regio Kaffee
Gerfried Stocker Direktor des Arc Electronica Centers
Barbara Eidenberger Leiterin Online und Digitales bei den OÖNachrichten
Theresa 8. Klasse des Stiftsgymnasiums Wilhering

Andreas Salcher gab Impulse aus seinem neuen Buch „Unsere neue beste Freundin, die Zukunft“ und hob hervor:

  • Bildung ist Beziehungsarbeit. Ohne Wertschätzung und guter Beziehung zwischen jenen, die lernen und jenen, die Wissen, Werte, Sichtweisen usw. vermitteln, kann gute und nachhaltige Beziehung nicht funktionieren.

  • Wir sollten den Unterricht in den Schulen erst um 09.00 Uhr starten lassen – in der Früh sind junge Menschen empirisch klar belegt nicht leistungsfähig. Warum nicht um 08.00 Uhr mit Yoga, einem informellen Austausch bei einem kleinen Frühstück o.ä. beginnen? Zumal die erfolgreichen Menschen zeigen, dass sie ihren Tag mit einem Morgenritual starten. Warum machen wir das nicht auch in der Schule, bevor der Regelunterricht losgeht?

  • Junge Menschen sollten nicht krampfhaft versuchen, schon mit 15 oder 18 ganz genau wissen zu wollen, welchen Beruf sie einmal ausüben. Ausbildung müsse bewusst generalistischer angelegt werden. Die Lebenserwartung junger Menschen geht heute Richtung 100 Jahren und Berufe, die heute hype sind wie zum Beispiel ein AI Prompter (das sind Expert:innen, die optimale Abfragen für KI erstellen können und so das Maximum aus KI herausholen können), da sei vielleicht in 3 oder 5 Jahren schon wieder als Kompetenz und Berufsbild überholt.

  • Die Welt wird sich noch stärker als bisher zwischen Lernenden und Nicht-Lernenden aufteilen. Lernen ist demnach eine Grundeinstellung im Leben, neugierig und wissbegierig zu bleiben eine wichtige Eigenschaft.

  • Es sei grundlegend wichtig, ein Grundvertrauen ins Leben zu haben. Da sei noch stärker als Optimismus. Es sei eine grundlegende Ausrichtung, eine Lebensphilosophie, die letztlich Voraussetzung sei, positiv und erfolgreich durchs Leben zu gehen. Wir sollten dabei noch stärker als bisher unsere uns wichtigen Werte für uns herausfinden und sie als sinnbildliche Leuchttürme nützen.

  • Wir müssen künftig noch stärker als bisher mit Ambivalenz umgehen, mit Widersprüchlichkeiten, die man teilweise nicht auflösen kann. Die Lösung im Umgang damit sei eben ein solides persönliches Wertekonstrukt, das einem dann letztlich die Entscheidung und den Weg klar macht und auch im Nachhinein klar hält.

  • Andreas Salcher hält ein Zitat von SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner als essentiell: „Alles Große in dieser Welt entsteht dort, wo jemand mehr tut, als er tun muss.“ Das solle jeder für sich versuchen, auch täglich umzusetzen.

  • Mentoring sei in der Bildung extrem wichtig, da ginge es nur um einen regelmäßigen kurzen Austausch zwischen Mentee und Mentor.

  • Vertrauen und Wertschätzung sind zwei wesentliche Grundkonstrukte der Zwischenmenschlichkeit – gerade auch in der Bildung.

  • Bildung muss Talente freilegen – und fördern. Andreas Salcher nennt das Beispiel der südafrikanischen Opernsängerin Pretty Yende, die in der Schule im Unterricht im Fernsehen eine Opernsängerin sieht und der Lehrerin begeistert sagt: Was macht diese Frau? Wer ist das? Das möchte ich auch machen! – Die Lehrerin hat die Euphorie von Pretty Yende erkannt und sie dabei unterstützt, sich mit Operngesang näher zu beschäftigen. Der Beginn einer einzigartigen Opernkarriere. „Was wäre gewesen, wenn diese Lehrerin gesagt hätte: Na ja, warte einmal, vielleicht kannst du ja in einem Chor singen…“?

  • Salcher abschließend pointiert: „Nur wer sich für super hält, wird zum Superheld!“